Exoskelette und Remote Working bestimmen die Arbeitswelt von morgen

Zusammen mit ausgewählten Expert*innen bringt die Demografieberatung Impulse für die Schaffung neuer Arbeitsbedingungen und Lösungen für aktuelle Herausforderungen am Arbeitsmarkt. Ausgangspunkt war die Veranstaltung „Veränderte Arbeitswelten“, am 16. September im Linzer Techcenter. Fachinputs lieferten Dr.in Tanja Spennlingwimmer zum Thema Exoskelette in der Industrie und im Handel, Mag. Christan Mayer zu den aktuellen Entwicklungen des Oberösterreichischen Arbeitsmarktes und Mag. Franz Gurtner zu den „Sieben Szenarien für die neue Büro-Arbeit“.

von links nach rechts: Mag. Christian Mayer, Mag.a Lydia Breitschopf, Mag. Franz Gurtner, Dr.in Tanja Spennlingwimmer
(c) Demografieberatung für Beschäftigte+Betriebe

(Linz) Veränderte demografische Voraussetzungen und laufend fortschreitende Prozesse, wie die Digitalisierung und Automatisierung, stellen Unternehmen und deren nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit vor große Herausforderungen. Um am Markt mithalten zu können und als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, sind vor allem die eigene Innovations- und Anpassungsfähigkeit gefragt. Zusätzlich sehen sich Führungskräfte mit den Bedürfnissen unterschiedlicher Generationen, einem Fachkräftemangel und gestiegenen Arbeitslosenzahlen durch COVID-19 konfrontiert. Mit der Veranstaltung „Veränderte Arbeitswelten“, am 16. September, gab die Demografieberatung für Beschäftigte + Betriebe im Linzer Techcenter Führungskräften und Expert*innen den Raum, um sich diesen Themen anzunehmen, auszutauschen und gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln.

Mag.a Lydia Breitschopf, stellvertretende Programmleiterin der Demografieberatung, sieht bei der Veranstaltung große Notwendigkeit für eine lebensphasenorientierte Personalplanung: „Es ist wichtig, dass Betriebe nicht nur neue Mitarbeiter*innen finden, sondern auch halten. Dazu gehört auch die Arbeitsplätze so anzupassen, dass auch ältere arbeitsfähig im Betrieb bleiben können“. 
Hans Jürgen DorrSeniorexperte der Demografieberatung, sieht hier vor allem eine mangelnde Kommunikation in den Betrieben als großes Problem: „Die Mitarbeiter*innen werden älter, aber das eigentliche Problem ist, dass im Unternehmen nicht darüber gesprochen wird. Führungskräfte müssen hier auf die Mitarbeiter*innen zugehen und sagen ‚OK du bist jetzt 50 oder 55, du gehst in 10 Jahren in Rente, was müssen wir machen, damit du gut und gerne arbeitest – und auch gesund bleibst“. Wie die langfristige Gesunderhaltung in den Branchen Industrie und Handel verbessert werden kann, stellt Dr.in Tanja Spennlingwimmer, Leiterin des Instituts für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik an der JKU Linz, anhand des Einsatzes von Exokseletten vor. Diese bieten Personen Unterstützung und Entlastung bei körperlichen Tätigkeiten, wie dem Heben schwerer Gegenstände.

Langfristige Arbeitsfähigkeit durch Exoskelette

In vielen Branchen sind ebendiese langjährigen Belastungen ein großer Faktor, wenn es um die Haltung erfahrener älterer Mitarbeiter*innen geht. Exoskeletten bieten, neben einer akuten Entlastung, vor allem einen starken präventiven Aspekt. Damit Prävention aber stattfinden kann, müssen die Mitarbeiter*innen diese auch annehmen können und wollen. „Bei Exoskeletten geht es immer um die Annahme der Systeme – wird es wirklich verwendet und vor allem auch gerne verwendet? Es geht hier im Endeffekt immer um Prävention und das muss auch vom Unternehmen so kommuniziert werden. Dann tragen die Mitarbeiter*innen diese auch mit Stolz“, so Spennlingwimmer. Wichtig bei solchen Maßnahmen ist nämlich, dass sie nicht erst eingesetzt werden, „wenn die Bandscheibe schon angeknackst ist, sondern bevor es dazu kommt“, so Mag. Christian Mayer, von Business Upper Austria.

Spennlingwimmer und ihr Team testeten in einer Studie den Einsatz von Exoskeletten in den Branchen Industrie und Handel. Die Exoskelette wurden im Test sehr gut von den Mitarbeiter*innen angenommen und werden von vielen auch weiter eingesetzt, mit Plänen seitens der Unternehmen den Einsatz noch weiter zu verstärken. Geforscht wurde sowohl an Personen, die bereits körperliche Beschwerden hatten, aber auch an jenen, die von sich aus noch keine Beschwerden angegeben haben. Allerdings hätten sich manche ein eigenes Exoskelett gewunschen, welches sie nicht mit anderen teilen müssen, sondern selbstständig reinigen und im eigenen Spint hätten versperren können, gibt Spendlingwimmer zu bedenken. Hier spielt vor allem der hygienische Gedanke mit.

Die Büros von morgen sind hybrid

In Hinblick auf den Wandel in der Büroarbeit präsentiert Mag. Franz Gurtner die „Sieben Szenarien für die neue Büroarbeit“. Gurtner ist Marketing Manager von Wiesner Hager. Für ihn werden die Büros der Zukunft geprägt sein von den Faktoren: physiche Distanz, remotes Arbeiten, Home-Office, hybride Meetings, neue Raumtypologien, Activity Based Working und eine wesentliche Stauraumreduktion. Wissen werde künftig so gut wie nur digital und in clouds gespeichert, nicht mehr ausgedruckt in Ordnern, so Gurtner. Dies führe zu einer großen Stauraumreduktion und einer neuen Nutzung der vorhandenen Flächen: „Es wird in Büros zu Flächenreduktionen von bis zu 10% kommen, in manchen Branchen sogar bis zu 20 Prozent“.

Der wesentlichste Faktor für die künftige Arbeitsplatzplanung ist die Möglichkeit zur einfachen remoten und virtuellen Zusammenarbeit. Und diese Möglichkeiten müssen unbedingt geschaffen werden.

Nachhaltige Lösungsansätze in der Demografieberatung

Die Demografieberatung ist ein kostenloses Unternehmensberatungsprogramm, finanziert vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend. Ziel ist es, Betriebe bei Herausforderungen durch den Demografischen Wandel, Digitalisierung, Generationenmanagement, Fachkräftemangel, Wissenstransfer und Nachfolgeplanung zu unterstützen. Seit Mai 2017 wurden so rund 1.500 Betrieb in Österreich bei der Bewältigung dieser Herausforderungen unterstützt.

Die nächste Veranstaltung zum Thema „Neue Arbeitswelt“ findet am 21. Oktober in Bad Leonfelden statt. Die Teilnahme ist kostenlos und sowohl persönlich als auch virtuell möglich. Anmeldung und Informationen finden Sie hier in der Veranstaltung!

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